06.07.2021

Digitaler Graffiti-Corner im offenen Treff

Das letzte Pandemiejahr forderte nicht nur die Fanprojekte im allgemeinen, sondern auch die Kolleg*innen der Sozialen Arbeit und speziell die Jugendarbeit heraus. Somit fanden auch wir uns im Spannungsfeld der digitalen Jugendarbeit wieder. Nachdem wir im letzten Jahr schon unterschiedliche Angebote für unseren Adressat*innenkreis durchführen konnten versuchten wir ein dauerhaftes digitales Angebot zu schaffen, welches unsere Besucher*innen im Rahmen des offenen Treffs regelmäßig abholt und eine feste Struktur im Alltag unserer Jugendlichen vorlebt. Zu Beginn des Jahres luden wir unseren Offenen Treff zu einer digitalen Auswärtsfahrt ein, bei der wir die Bedarfe und Wünsche der Jugendlichen erfragten und festhielten. Der Wunsch seitens unserer Zielgruppe wurde klar formuliert, ein digitaler Graffitiworkshop mit Perspektive zum Wiedersehen an der Glückauf Kampfbahn wurde gefordert. Grund genug für uns, sich näher mit der Thematik auseinander zu setzen. So suchten wir nach Möglichkeiten einen digitalen Workshop durchzuführen, der dabei die absoluten Beginner berücksichtigt, aber auch die erfahreneren Jugendlichen abholt und weiter im kreativ – künstlerischen Bereich fördert. Über die LAG – Kunst und Medien sind wir dann schließlich auf das kurz vor Beginn der Pandemie veröffentlichte Buch The Yard Files von Christian Dünow aufmerksam geworden.

Gemeinsam mit Christian planten wir den ersten digitalen Graffiti-Corner und stellten unseren Teilnehmer*innen neben einem eigenen Einsteiger*innen-Buch auch ein Set mit unterschiedlichen Bleistiften und Markern zusammen. Zusätzlich gab es noch ein paar Kleinigkeiten aus dem Fanprojekt, die „Goodie-Bags“ wurden bei persönlichen Haustür-Besuchen übergeben.

Seit Anfang Mai treffen wir uns regelmäßig zum digitalen Sketchen. Dabei wurden die ersten Termine von Christian begleitet und durchgeführt. Er stellte uns unter anderem sein frisch veröffentlichtes Einsteiger*innen Buch vor, zeigte uns wie man am besten damit arbeiten und sich dauerhaft motivieren kann. Thematisch wurde den Jugendlichen beim digitalen Graffiti-Corner vieles erklärt und anhand von praktischen Beispielen gezeigt, so konnten vor allem der Einstieg, für die Teilnehmer*innen erleichtert werden, die bis dato noch wenig Berührung oder Erfahrungen in der Praxis hatten. „Wie baue ich einen Buchstaben auf, worauf ist beim Fill-In oder der Outline zu achten, wie setze ich Schatten oder wie finde ich einen eigenen Style“ waren Fragen die angesprochen wurden. Darüber hinaus gab er uns einen kulturellen Einstieg in die Graffitiszene und diskutierte mit uns über Überlappungen von Fußballgraffiti und Graffiti. Gemeinsam mit ihm bauten die Teilnehmer*innen in den Praxisphasen und über „Hausaufgaben“ ihr erstes Alphabet auf, dass als Basis für weitere digitale Sketcheinheiten dient. Gemeinsam mit Jugendlichen, die sich schon längere Zeit künstlerisch engagieren und ausleben, trafen wir uns 2x die Woche im Rahmen des digitalen Offenen Treffs und bauten unsere Fertigkeiten weiter aus. Zudem ist ein längerfristiges Projekt in Bezug auf Motivation und Frustrationstoleranz, nicht nur für Jugendliche, eine Herausforderung. Da im Laufe der letzten Wochen die Coronazahlen eine Öffnung der offenen Jugendarbeit zu lies, konnten wir endlich unter Abstands- und Hygieneregeln wieder öffnen. Ebenfalls wuchs der Wunsch das bisher Geleistete vom Papier an die Wand zu bringen, und da wir auf dem Gelände der Glückauf-Kampfbahn über eine eigene Grafitti-Wall verfügen, konnten wir beim malen Abstände und Hygieneregeln problemlos einhalten. Auch hierbei halfen uns talentierte und erfahrene Jugendliche aus dem offenen Treff.

In den Sommerferien werden wir weiter im Bereich der Jugend- und Subkultur Graffiti arbeiten. Vorträge über legale und illegale Grafitti sowie mögliche rechtliche Konsequenzen werden thematisiert sowie aber auch die meist positiv besetzten Beispiele für künstlerische Partizipation von jungen Menschen im Stadtbild. Neben einem T-Shirt und Aufklebern, wollen wir die Möglichkeit aufzeigen, dass man durch ein wenig Farbe im direkten eigenen Umfeld einen persönlichen Bezug zu seinem Lebensmittelpunkt bekommen und diesen auch mitgestalten kann.

Letztlich wollen wir uns auch im Stadtteil Schalke-Nord künstlerisch zeigen, engagieren und somit Einfluss auf die Gestaltung des Stadtteils nehmen. Es steht uns also ein bunter Graffitisommer bevor!