11.11.2016

Stellungnahme des Schalker Fanprojektes zur An- und Abreise beim Derby in Dortmund am 29.10.2016

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Das Derby ist bereits ein paar Tage her, doch es beschäftigt die Vereine, Institutionen und vor allem die Schalker Fans immer noch sehr. Auch wir vom Schalker Fanprojekt sind wiedereinmal enttäuscht über die chaotische An- und Abreise nach Dortmund.

Hintergrundinformationen

– Seit der Saison 2013/14 tagt regelmäßig vor jedem Derby in Dortmund der Arbeitskreis (AK) Derby, der sich aus den selben Protagonisten einer Sicherheitsbesprechung zusammen setzt. Wir nehmen seit Beginn dieses AKs an den Treffen teil, ebenso wie die Vereine Borussia Dortmund und FC Schalke 04, die Polizei Dortmund, die Polizei Gelsenkirchen, die Bundespolizei,die DB, die Stadt Dortmund, das Ordnungsamt Dortmund, DSW 21, der Sicherheitsdienst des BVB, sowie die Westfalenhallen GmbH.

– Die Fans des FC Schalke 04 haben in Zusammenarbeit mit der Abteilung Fanbelange und dem Schalker Fanprojekt im Vorfeld der Partie zwei Wünsche/Anreiseoptionen geäußert, gemeinsam als Fanszene zum Auswärtsspiel nach Dortmund zu reisen. Dies setzt ein hohes Maß an Reflexion, eine gewisse Problemeinsicht sowie ein großes Verantwortungsbewusstsein voraus. Beide Routen wurden von der Polizei abgelehnt. Trotzdem erklärten sich die Ultras bereit, entgegen aller schlechten Erfahrungen, über den Dortmunder Hbf zu fahren, mit der Absprache, dass Ihnen eine gemeinsame Fahrt zum Stadion ermöglicht wird.

Start für die Anreise zum diesjährigen Derby war um 14:15 am Gelsenkirchener HBF. Abgesehen von einigen unorganisierten Schalkern, die den Sonderzug beschädigten und Pyrotechnik einsetzten, verlief die Anreise zum Dortmunder HBF störungsfrei.

Ab dem Dortmunder HBF verschlechterte sich die Weiterreise zum Stadion massiv. Entgegen der Absprache wurde die Gruppe der Schalke-Fans getrennt und in Kleingruppen mit Bahnen zum Stadion gefahren. Die schlechte Organisation (u.a. zu geringe Auslastung und Frequenz der U-Bahn) das Nicheinhalten von Absprachen führte zu einem immensen Rückstau und die derbytypische Anspannung begann sich bei den ca. 2500 Schalkern in Panik und angestaute Aggression zu entwickeln.

Durch Wartezeiten von bis zu 90 Minuten in der Menge entstand großer Unmut unter den Wartenden. Immer wieder kam es in dem Gedränge zu tumultartigen Szenen, sobald der Zugang zum Gleis kurzzeitig geöffnet wurde. Um dieser Lage Herr zu werden, wurde seitens der Polizei mehrmals der Mehrzweckeinsatzstock sowie Pfefferspray eingesetzt.

Obwohl Personen stürzten und aus der Menge gezogen werden mussten, ist glücklicherweise nichts schlimmeres passiert, was definitiv auch auf das Handeln der Schalkefans zurückzuführen ist.

Die Kommunikation der Polizei über den Beschallungswagen war ebenfalls schwierig zu verstehen und deswegen kaum eine Hilfe.

Bis 17.30 Uhr hat es gedauert alle Schalke Fans zum Stadion zu bringen.

An der Haltestelle Remydamm wurden die Schalker Fans aus den Bahnen gelassen. Am Stadionvorplatz angekommen war von einer Fantrennung keine Rede mehr, da die BVB-Fans den selben Eingang nutzen müssen um ins Stadion zu gelangen. Auch im Stadion selber, wie auch bei der Abreise, war eine Fantrennung praktisch nicht vorhanden.

Eine Wand von Polizei-Autos trennte zwar die Dortmunder und Schalker Fans, aber auch das Glasflaschenverbot hat in dem Moment nicht funktioniert, da der „übliche“ Flaschenhagel bei Ankunft einsetzte. Auf dem Platz befanden sich mehrere Einkaufswagen mit leeren Glasflaschen, die offensichtlich von Pfandflaschensammlern stammten.

Fest steht, dass die infrastrukturellen Bedingungen in Dortmund eine sichere Anreise nicht begünstigen, auch kann nicht abgestritten werden, dass es immer wieder zu ausufernden Emotionen und auch Gewalt kommt, was wir in jeder Form entschieden ablehnen.

In den letzten Jahren gab es bereits verschiedene vorgegebene Anreisewege, welche zwar von der Schalker Fanszene genutzt wurden, allerdings nicht zu mehr Sicherheit, bzw zu einem größeren subjektiven Sicherheitsgefühl, für eben diese führten. Hierdurch ist bei den Schalker Fans ein großes Misstrauen gegenüber den Sicherheitsakteuren und deren Organisation festzustellen, was im Umkehrschluss dann zu den nicht gewünschten „konspirativen Anreisen“ führen kann.

Das Schalker Fanprojekt hat sich in den vergangenen Sitzungen stets konstruktiv eingebracht und für andere Wege geworben. Diese wurden jedoch stets kaum gehört, obwohl die Vorschläge mit den Schalkefans abgestimmt sind, da auch diese gleichwohl an einer komplikationslosen Anreise interessiert sind.

So müssen wir auch nach all den Jahren erneut festhalten, dass die Zustände rund um die An- & Abreise für Gästefans in Dortmund gefährlich sind für Leib und Leben und fordern einen offenen Dialog zu dem Thema mit allen in den Ablauf involvierten Institutionen. Ebenso fordern wir eine kritische Überprüfung des Gremiums bezüglich der in der Vergangenheit erzielten Ergebnisse und eine Erarbeitung von konstruktiven Lösungen für zukünftige stimmungsvolle und friedliche Derbys in Dortmund.

Sollte an den unzureichenden aktuellen Konzepten festgehalten werden, und keine alternativen Wege, unter Berücksichtigung der Wünsche der Fans denkbar sein, müssen wir den Sinn einer weiteren Teilnahme an diesem Kreis für uns hinterfragen. Den jetzigen Zustand können wir nicht weiter mittragen.

Schalker Fanprojekt, 08.11.2016