Gemeinsame Pressemitteilung des Dortmunder und des Schalker Fanprojektes
Dortmund/Gelsenkirchen 30.Oktober 2013
Als Fanprojekte haben wir den Auftrag nach dem Nationalen Konzept für Sport und Sicherheit (NKSS) präventiv und kriseninterventiv mit Jugendlichen und jungen erwachsenen Fußballfans gegen Gewalt, Diskriminierung und Rassismus zu arbeiten. Gemeinsam mit den Fußballfans wollen wir zu einer positiven Fankultur beitragen.
In ihrer Funktion als unabhängige Drehpunkteinrichtungen werden die Fanprojekte durch die DFL, das Land NRW und die Kommunen finanziert.
Nach den Vorkommnissen am vergangenen Samstag möchten nun auch wir als Fan-Projekt Dortmund und Schalker Fanprojekt gemeinsam Stellung beziehen – für einen respektvollen Umgang, gegen Gewalt und für eine Rivalität beider Vereine mit ihren Fanszenen, die sich auf den Sport beschränkt.
Natürlich ist auch uns die über Jahrzehnte gewachsene Rivalität der beiden Vereine und ihrer Anhänger bewusst. Auch deswegen ist das Ruhrgebietsderby immer ein ganz besonderes Spiel und soll es auch weiterhin bleiben.
Nichtsdestotrotz möchten wir klarstellen, dass aus unserer Sicht an diesem Spieltag, vor allem aber auch in den letzten Wochen und Monaten Grenzen von beiden Seiten überschritten wurden, die nicht akzeptabel sind. Es kann und darf nicht sein, dass gegenseitige Gewaltandrohungen und -anwendungen mit der Rivalität und dem Satz „das war beim Derby schon immer so“ gerechtfertigt und somit als legitim angesehen werden.
Der Anwendung von Pyrotechnik und den mutwillig ausgeübten gewalttätigen Auseinandersetzungen muss an dieser Stelle ganz deutlich Einhalt geboten werden: Das gezielte Einsetzen von „Leuchtspurmunition“ und Werfen anderer Feuerwerkskörper auf Personen ist mindestens eine in Kauf genommene, möglicherweise gar schwere Körperverletzung, die nicht tolerierbar und entschieden abzulehnen ist. Solcherlei Handlungen erfüllen derzeit, trotz aller Diskussionen um Pyrotechnik, Straftatbestände, die eine Reihe polizeilicher Ermittlungen nach sich ziehen und der Fankultur die Luft zu atmen nehmen werden. Diese Vorkommnisse spielen jenen Personen in die Karten, die von jeher auf Verbote setzen. Die Einforderung von Fanrechten und Freiräumen wird so kaum noch möglich sein, Faninteressen so kaum noch ernst genommen werden. Hier muss ein Umdenken in den Köpfen der Beteiligten einsetzen.
Unabhängig davon gibt es uns als Pädagogen zu denken, dass insbesondere Teile der jungen Generationen von BVB- und Schalke-Fans gewalttätige Auseinandersetzungen heroisieren und sich selbst (wie auch das Ultradasein) zunehmend über derartige Handlungen zu definieren scheinen. Es ist mittlerweile zu einem Kreislauf von Aktionen und Reaktionen gekommen, der immer wieder mit inakzeptablen Handlungen der jeweils anderen Seite gerechtfertigt und somit am Leben gehalten wird. An dieser Stelle sind zunächst die Ultras gefordert, sich ihrer Verantwortung bewusst zu werden und dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen. Aber auch alle anderen Stadionbesucher sowie alle professionell am Fußballgeschehen Beteiligten stehen in der Verantwortung für eine friedliche und positive Fankultur.
Die Aktion „12:12 – Ohne Stimme keine Stimmung“ hat gezeigt, welchen Einfluss und welches Veränderungspotenzial Fankurven haben können, die sich an den positiven Werten der Fankultur orientieren!
Wir fordern alle Fans auf, sich einzumischen – gegen Hass, Gewalt und Diskriminierungen und für eine Fankultur, die ihre Rivalitäten kreativ, witzig und von gegenseitigem Respekt getragen, auslebt.
Fan-Projekt Dortmund e.V. Schalker Fanprojekt