04.10.2011

Stellungnahme des Schalker Fanprojektes zu den Vorfällen während der Rückreise vom Bundesligaspiel am 02.10.2011 Hamburger SV-Schalke 04

Auf Grund der in der Presse falsch wiedergegebenen Ereignisse auf der Rückreise vom Auswärtsspiel der Schalker in Hamburg am Bremen Hbf, sehen wir uns in der Pflicht die Vorkommnisse aus unserer Sicht darzulegen.

Im Rahmen der Arbeit des Schalker Fanprojektes begleiten wir die Fans zu jedem Spiel, so auch an diesem Tag nach Hamburg. Etwa 350 Fans waren ab Gelsenkirchen gemeinsam und friedlich unterwegs, auch an dem Problembahnhof in Hannover (Bremen spielte an dem Tag in Hannover) kam es zu keinen Komplikationen. Die Fans leisteten den Anweisungen der Polizei folge. Das Spiel selbst sorgte für Zufriedenheit, sodass die eigentlich 6-Stündige Rückfahrt sehr entspannt angetreten wurde.
Die Fahrt von Hamburg nach Bremen verlief dementsprechend ruhig und problemlos. Nachdem der Zug mit leichter Verspätung Bremen erreichte, blieben trotzdem noch 10 Minuten um in den planmäßigen Zug nach Osnabrück zu steigen. Dies gelang auch, und kurz vor Abfahrt des Zuges sind fast alle (auf der Rückfahrt waren es knapp 500 Anhänger) Fans im Zug. Aus uns nicht bekannten Gründen kam es plötzlich zu heftigen Auseinandersetzungen, in deren Folge ein junger Mann bewusstlos zu Boden ging. Die Situation war chaotisch und unübersichtlich, aber es ist ganz klar festzustellen, dass sich nicht, wie die Presse berichtet, 250 Fans der Kategorie B und 45 Hooligans in die Auseinandersetzung mit der Polizei begaben. Aus unserer Sicht beteiligten sich ca. 30-60 Schalker Fans an den Auseinandersetzungen, der Rest verblieb im Zug oder nahm auf dem Gleis eine beobachtende Position ein. Zudem können wir nicht die Presseaussagen teilen, dass Fans die Notbremse gezogen hätten um die Ab- bzw. Weiterfahrt zu verhindern. Dies entspricht nicht den Tatsachen. Nach etwa 10 Minuten beruhigte sich die Situation. Das Fanprojekt suchte den Kontakt mit der Polizei auf und kümmerte sich mit Sanitätern um den Verletzten. Das FP war während der Situation auch ständig im Kontakt mit den Fans und wirkte beruhigend auf sie ein.
Im Zuge der Auseinandersetzung wurden vier Fans festgenommen, von denen drei aber, nach der Feststellung der Personalien, wieder gehen durften. Im Kontakt mit dem Polizeizugführer wurde dem Mitarbeiter des FP mitgeteilt, dass alle in Gewahrsam genommen Personen wieder auf freiem Fuß wären und die Fahrt fortgesetzt werden könne. Bei den Fans hingegen war bekannt, dass eine weitere Person noch in Gewahrsam sei.

Hier stellt sich die Frage in wieweit seitens der Polizei die Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit dem Fanprojekt gewährleistet und gewünscht war. Für ein weiteres Gespräch war der Zugführer für den Mitarbeiter des Fanprojektes nicht mehr zu sprechen. Es vergingen dann etwa 90 Minuten bis mit einem Beamten der Hundertschaft über den weiteren Verlauf der Rückreise gesprochen werden konnte. Die Fans signalisieren ihr Interesse weiterfahren zu wollen, um noch in der Nacht Gelsenkirchen zu erreichen. Dies wurde zudem von den Beamten in Aussicht gestellt. Die Fahrt nach Osnabrück wurde dann gegen 0.45 ab Bremen fortgesetzt. Sie verlief abermals ruhig und problemlos. In Osnabrück angekommen erfuhren Fans und FP, dass der Antrag von der Deutschen Bahn abgelehnt wurde und die Fahrt erst um 7.19 fortgesetzt werden könne. Der Großteil der Fans verbrachte die Nacht im Bahnhof. Einige ließen sich abholen oder nahmen den Weg ins Ruhrgebiet mit Taxi auf sich. Letztlich erreichten die meisten Fans den Gelsenkirchener Hauptbahnhof erst gegen 10.00 Uhr am Montag Morgen.

Es gibt massive Probleme im Verhältnis zwischen Fans und der Polizei. Das ist nicht erst seit Sonntag bekannt, sondern uns Fanprojektlern im ganzen Land schon seit Jahren. Die Gründe dafür sind vielfältig und komplex. Ebenso lange weisen wir in den verschiedensten Gremien und bei den verschiedensten Treffen auf diese Gefahr hin. Wir arbeiten und leben an jedem Spieltag damit. Aus diesem Grund können wir auch sagen, dass zu so einer Situation meist zwei Parteien gehören. Doch wir stecken den Kopf nicht in den Sand und arbeiten an Lösungen, auch wenn es sich dabei um einen langfristigen Prozess handelt. Am 14.Oktober laden Fanbeauftragte und Fanprojekler in Leverkusen zum Dialog mit der Polizei, um erste gute Ansätze zu vertiefen und auszuarbeiten.
Nicht förderlich für diesen Prozess sind Verallgemeinerungen, Schuldzuweisungen, Übertreibungen und vorschnelle Verurteilung. Lediglich der Dialog zwischen den involvierten Parteien und eine sachliche Berichterstattung können helfen, diesen Prozess voran zu treiben.

Gelsenkirchen, 04.Oktober 2011