17.03.2010

Fanprojekte gegen Diskriminierung. „Unsere Kurve – Kein Platz für Rassismus“ neu aufgelegt

Anlässlich der diesjährigen Internationalen Wochen gegen Rassismus vom 15. bis 28. März erscheint eine Neuauflage der Broschüre Unsere Kurve – Kein Platz für Rassismus. Die Arbeit der Fanprojekte gegen Rassismus. Herausgeber des Infoheftes, das am 16. März in Frankfurt am Main präsentiert wurde, sind die Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS), die Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) sowie der Interkulturellen Rat.

Die 60-seitige Broschüre informiert anhand von Beispielen aus der Arbeit von über 20 sozialpädagogischen Fanprojekten über das dauerhafte Engagement gegen Rassismus, Diskriminierung und Gewalt im Fußballsport. Die Arbeit der Fanprojekte in diesem Bereich gehört zum Aufgabenspektrum ihrer pädagogischen Tätigkeit und findet dort in ganz unterschiedlichen Aktivitäten ihren Ausdruck. Ein Engagement, das aus Sicht der KOS insbesondere dann gelingt, wenn die Anstrengungen von Fanprojekt, Fans, Verein und Institutionen außerhalb des Fußballs gebündelt und vernetzt werden. „Der Kampf gegen Rassismus im Fußball, aber nicht nur dort, muss noch stärker als gemeinsame Aufgabe von Fußballakteuren und gesellschaftlichen Organisationen wahrgenommen werden. Hier wäre auch eine engere Kooperation von Fanprojekten und etwa kommunalen Einrichtungen wünschenswert“, so KOS-Leiter Michael Gabriel. Helmut Spahn, Leiter der DFB-Abteilung Sicherheit und Prävention, hebt in seinem Grußwort die Wirksamkeit des Engagements von Fanprojekten und Fans für das auch beim DFB verankerte Thema Antirassismus heraus. „Die Arbeit der Fanprojekte und die Unterstützung der Selbstregulierung in der Fanszene bilden dabei die Schwerpunkte, denn nur so kann auch eine dauerhafte Wirkung erzielt werden.“

Die Arbeit der Fanprojekte gegen Diskriminierung ist, so Michael Gabriel, vor allem dann erfolgreich, wenn es gelingt, die spezifischen Bedingungen in die jeweilige Initiative einzubeziehen. Was an einem Standort der 1. Liga klappt, muss in der 3. Liga nicht funktionieren, ein kleines Fanprojekt hat andere Handlungsmöglichkeiten als ein großes. Eine Szene mit etablierten antirassistischen Gruppen macht andere Aktionen möglich als ein Umfeld, in dem solchen Engagement skeptisch begegnet wird.

Breites Spektrum an Aktivitäten

Genau diese Vielfalt der Rahmenbedingungen und Handlungsansätze spiegelt sich auch in den zusammengestellten Beispielen der 21 ausgewählten Fanprojekte wider: Da sind zum Beispiel die Aktivitäten des noch jungen Augsburger Fanprojekts, das gemeinsam mit den „FCA-Fans gegen Rechts“ ein antirassistische Fußballturnier organisierte. Die „Copa Augusta Antiracista“ wurde zu Ausgangspunkt für die Etablierung eines neuen Projekts Augsburger Fans, das sich den Kampf gegen Diskriminierung und für eine bunte und lebendige Fankultur auf die Fahnen geschrieben hat.

Dass Einsatz gegen Diskriminierung keine Frage der Ligazugehörigkeit ist, demonstriert auch eindrucksvoll das Beispiel der Darmstädter Lilien. Der Viertligist verfügt nicht nur über eine aktive Fanszene, sondern auch ein aktives Fanprojekt. Michael Kirschner vom Fanprojekt Darmstadt berichtete bei der Vorstellung der Broschüre in Frankfurt über das breite Spektrum der Aktivitäten gegen Diskriminierung: Von Infoabenden zu rechten Kleidermarken, Rechtsextremismus und Rassismus in Osteuropa über Stadionaktiven der aktiven Darmstädter Ultras bis zu Zeitzeugengesprächen mit KZ-Überlebenden im Fanprojekt. Die in der Broschüre geschilderten Aktivitäten stellen eine Auswahl der Fanprojektaktivitäten zum Thema dar, im Vergleich mit der ersten Auflage 2009 sind fünf weitere Arbeitsberichte hinzugekommen, außerdem wird im Jahr der WM in Südafrika mit einem weiteren Text der Blick auf das Gastgeberland des Turniers im Sommer gerichtet.

Internationale Wochen gegen Rassismus – nicht nur im Fußball

Für den Interkulturellen Rat ist die Fanprojektbroschüre ein Baustein in den Veranstaltungen der Internationalen Wochen gegen Rassismus vom 15. bis 28. März 2010. „Das gemeinsame Engagement zeigt, dass Fans und Vereine ihre gesellschaftliche Verantwortung ernstnehmen und dem Rassismus auf und neben dem Fußballplatz eine klare Absage erteilen“, erklärte Britta Graupner, die zuständige Referentin des Interkulturellen Rates anlässlich der Veröffentlichung der Broschüre. Der DFB hat zudem an seine Vereine einen Aufruf zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus versandt, der in Stadionheften abgedruckt bzw. vom Stadionsprecher durchgesagt wird. Ebenfalls in den Rahmen der Veranstaltungsreihe gehört eine Ausstellung in den Räumen des DOSB in Frankfurt am Main: „Versteckspiel“ vom Antifaschistische Pressearchiv und Bildungszentrum in Berlin, apabiz, www.apabiz.de informiert über Codes und Symbole der rechtsextremen Szene. Übrigens ein Thema, mit dem sich auch verschiedene Fanprojekte mit Bezug auf den Fußball beschäftigen. Der 2008 gemeinsam mit dem inzwischen ausgelaufenen Projekt am Ball bleiben www.amballbleiben.org entwickelte Flyer „Weißt du was du trägst“ taucht in der Fanprojektbroschüre ebenfalls auf.

Viele weitere Veranstaltungen zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus finden in den kommenden Tagen statt. Mehr Infos dazu gibt es auf der Website des Interkulturellen Rates in Deutschland

www.internationale-wochen-gegen-rassismus.de. Dort stehen auch weitere Informationen und Material zu der Initiative bereit.

Die Broschüre „Unsere Kurve – kein Platz für Rassismus“ steht hier ( fanprojektbroschuere_2010 ) zum Download bereit. Der Druck wurde durch die DFB-Kulturstiftung und die Stiftung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) ermöglicht.