Statement des Schalker Fanprojekts zu den bevorstehenden Änderungen der „Sicherheitsarchitektur“ rund um Fußballspiele
Das Schalker Fanprojekt blickt mit großer Sorge auf die bevorstehende Innenministerkonferenz am 3. Dezember 2025 und die dort geplanten Verschärfungen der Stadionsicherheitsmaßnahmen. Trotz einer eindeutigen Faktenlage, die zeigt, dass deutsche Fußballstadien sicherer denn je sind, sollen Maßnahmen beschlossen werden, die tief in die Freiheits- und Persönlichkeitsrechte von Stadionbesucher*innen eingreifen würden.
Die aktuellen Zahlen des ZIS-Jahresberichts 2025 belegen einen deutlichen Rückgang der Gewaltdelikte bei gleichzeitig stark gestiegenen Zuschauerzahlen. Wie eine, von der Deutschen Fußballliga (DFL) beauftragte Studie zeigt, fühlen sich über 90 Prozent der Fans in den deutschen Stadien sicher. Auch bei Spielen des FC Schalke 04 zeigt sich seit Jahren ein hohes Sicherheitsniveau und eine starke, verantwortungsbewusste, engagierte und vielfältige Fankultur. Diese positive Entwicklung wird durch die politischen Pläne jedoch ignoriert.
Wer regelmäßig die Spiele in der Arena besucht weiß: Dieses Stadion ist ein Ort der Gemeinschaft und Emotionen, nicht der Gefahr.
Besonders kritisch sehen wir die Einrichtung einer zentralen Stadionverbotskommission, die Stadionverbote bereits bei Einleitung eines Ermittlungsverfahrens prüfen oder aussprechen könnte – ohne Urteil und entgegen der Unschuldsvermutung oder Einbezug pädagogischer Konzepte. Ebenso lehnen wir personalisierte Tickets, KI-gestützte Überwachungen und Gesichtserkennungen ab, denn diese Instrumente schaffen keinen Gewinn an Sicherheit, sondern führen zu Misstrauen, flächendeckender Kontrolle und einem Verlust des freiheitlichen Charakters des Stadionerlebnisses.
Wir kritisieren zudem, dass sicherheitspolitische Entscheidungen zunehmend an den dafür zuständigen Gremien wie dem Nationalen Ausschuss Sport und Sicherheit (NASS) vorbeigeführt werden. Der NASS hat über Jahrzehnte wichtige Grundlagen für sichere und offene Stadien geschaffen. Das diese Strukturen nun umgangen werden, halten wir für einen schweren Fehler.
Die Fans – auch auf Schalke – übernehmen seit vielen Jahren Verantwortung durch Informationsarbeit, soziales Engagement und aktive Beteiligung in Vereinsstrukturen. Ihre Expertise und Meinung muss einbezogen werden, statt sie zu übergehen.
Wir schließen uns der bundesweiten Fanposition an und fordern daher:
- keine Zentralisierung und keine automatisierten Stadionverbote,
- auch für Fußballfans gilt die Unschuldsvermutung
- keine Ticketpersonalisierung und keine biometrische Überwachung,
- bedarfsgerechte statt überdimensionierte Polizeieinsätze,
- und eine klare Anerkennung der positiven Rolle der Fankultur im deutschen Fußball.
Schalke steht für Gemeinschaft – auf den Rängen, in den Straßen und in der ganzen Stadt. Wir warnen davor, diese Gemeinschaft durch populistische und unverhältnismäßige Maßnahmen zu gefährden oder zu stigmatisieren. Wirkliche Sicherheit entsteht durch Dialog, Erfahrung und Vertrauen – nicht durch Überwachung, in Gelsenkirchen und überall.