28. Jahrestagung der BAG der Fanprojekte

Es fährt kein Zug nach Nirgendwo – Fanprojektarbeit in ländlichen Räumen“

Unter diesem Titel fand die diesjährige Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) auf dem Rabenberg im Erzgebirge statt. Es war dabei nicht überraschend, dass sich schon auf der Talkrunde zur Eröffnungsveranstaltung die Fragen um Angebotsdichte und Erreichbarkeit, Netzwerkbildung, Anonymität oder politische Strukturen drehten und damit Unterschiede zu großen Metropolenregionen schlagwortartig beschreiben. Und natürlich sind diese Unterschieden den Akteuren Sozialer Arbeit im ländlichen Raum, und damit auch Fanprojekten, wohl bekannt. Doch worin differenziert sich die Arbeit in Dortmund und in Plauen? Was macht es aus, wenn 80.000 oder 5.000 Zuschauer*innen im Stadion sind? Braucht es überhaupt Soziale Arbeit mit Jugendlichen in ländlichen Räumen? Das VIII. Sozialgesetzbuch beantwortet diese Frage gleich im ersten Satz: „Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer selbstbestimmten, eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.“ Es braucht also nicht über eine Notwendigkeit gesprochen werden, vielmehr muss festgestellt werden, dass die vorhandenen Angebote nicht ausreichen oder schlecht greifen. Klaus Farin kritisierte in seinem Inputreferat im Rahmen der Auftaktveranstaltung in den Zinnkammern Pöhla e.V., das seit Jahren dieselben Fehler begangen würden. Jugendliche werden schlecht einbezogen, können nicht mitbestimmen und ihre Bedürfnisse werden von Erwachsenen eher vermutet als tatsächlich gemeinsam mit ihnen identifiziert. So würde beispielsweise in keinem einzigen Beirat der Verkehrsverbünde auch nur ein*e Jugendliche*r sitzen, und das, wo gerade die schlechte Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr eine große Herausforderung für junge Menschen ist. Dieser Umgang der Erwachsenenwelt mit jungen Menschen ist schwer verständlich, sind doch gerade ländlichere Gebiete auf die Jugendlichen angewiesen. Und die wollen, aktuellen Studien zufolge, auch gerne bleiben. Fanprojekte haben an dieser Stelle entscheidende Vorteile. Die Leidenschaft für Fußball und einen Verein verbindet und bringt junge Fans aus der Region in den Stadien zusammen. Eine ideale Voraussetzung für die Kontaktaufnahme und Beziehungsarbeit durch die Sozialarbeiter*innen gerade in Regionen, wo es wenig vergleichbare Angebote Sozialer Arbeit gibt. Die Fansozialarbeit orientiert sich mit ihren partizipativen und offenen Angeboten an den Bedarfen der Fans und ihrer Lebenswelt. Dabei reicht das Portfolio von Beratungsangeboten, über das zur Verfügung stellen von Räumlichkeiten und weiterer Infrastruktur, Outdooraktivitäten oder U18-Fahrten zu Auswärtsspielen. Damit sind Fanprojekte – gerade in ländlichen Räumen – ein unverzichtbarer Bestandteil der ausgedünnten Hilfelandschaft, darüber waren sich die Podiumsgäste einig.

Der zweite Tagungstag beinhaltete eine Vielzahl von Workshops. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Konzipierung erlebnispädagogischer Angebote, welche abseits von Großstädten und Ballungsgebieten einfach realisiert werden können. Die Tagung endete mit der turnusmäßigen Mitgliederversammlung der BAG Fanprojekte e.V. Die nächste Tagung wird im März 2023 in Lübeck stattfinden.

Sophia Gerschel/Christian Keppler

BAG Sprecher*innen

Wanderausstellung „Der andere Fußball – 100 Jahre Arbeiterfußball – 125 Jahre Arbeitersport“ kommt nach Gelsenkirchen

Das Schalker Fanprojekt holt im Rahmen der internationalen Wochen gegen Rassismus mit dem Paderborner Kreis, dem Institut für Stadtgeschichte und Gelsensport e.V. die Wanderausstellung „DER ANDERE FUSSBALL – 100 Jahre Arbeiterfussball – 125 Jahre Arbeitersport“ nach Gelsenkirchen.

Seit seiner Gründung 1893 gehörte der Arbeiter-Turn und Sportbund (ATSB) zu den größten Sportverbänden Deutschlands. Rund 1,5 Millionen Mitglieder, darunter mehr als 125.000 Fußballer, etablierten vor allem seit den Jahren 1918/19 ein überaus buntes und aktives Sportleben. Mit Machtübernahme der Nationalsozialisten fand diese Tradition ein gewaltsames Ende. Nach Gründung der Bundesrepublik schlossen sich die vorwiegend sozialdemokratisch orientierten Arbeitersportler den millieuübergreifenden Sportverbänden wie dem DFB an.

Die 100-jährigen Traditionen und Geschichten der Arbeiterfußballer sind seitdem vielfach in Vergessenheit geraten. Mit der Ausstellung wird erstmals der Versuch unternommen, diesem wichtigen Teil der deutschen Fußballgeschichte wieder Gestalt und Gesicht zu geben.

Auch dem Gelsenkirchener Arbeitersport werden extra für diese Ausstellung Aufsteller gewidmet sein.

Eröffnet wird die Ausstellung im Sportcentrum am Schürenkamp am 25.03. um 19 Uhr durch Grußworte des Geschäftsführers von Gelsensport, Marc Kopatz, bevor Dr.Eike Stiller vom Paderborner Kreis zum Thema referieren wird.

Am 07.04. um 18 Uhr wird im Wissenschaftspark Dr.Daniel Schmidt vom Institut für Stadtgeschichte die Rolle des FC Schalke 04 im Nationalsozialismus beleuchten.

Die Ausstellung kann am Montag den 28.03. und am Mittwoch den 30.03. von 12-20 Uhr im Foyer des Sportcentrums am Schürenkamp besichtigt werden. Vom 31.03. bis zum 09.04. wird die Ausstellung im Wissenschaftspark täglich von 10-18 Uhr zu sehen sein.

Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung für die Begleitveranstaltungen und für große Gruppen wird unter veranstaltung@schalker-fanprojekt.de gebeten.

Im Rahmen der internationalen Wochen gegen Rassismus wird das Schalker Fanprojekt eine weitere Veranstaltung anbieten:

Lesung “Ihr Kampf” von Robert Claus; 17.März 2022, 18.30 Uhr über Zoom

Die extrem rechte Szene rüstet auf:
Ihre Kameradschaften, Parteien und Eventveranstalter haben gezielt eigene
Strukturen im Kampfsport aufgebaut – Trainingsstudios, Kleidungsmarken und internationale Netzwerke.
Obendrein hat sich der „Kampf der Nibelungen“ zum größten Kampfsportevent der militanten Neonaziszene in Westeuropa entwickelt. Diese ist beflügelt vom Erstarken extrem rechter Politik und trainiert ihre politische Gewalt. Die Szene bereitet sich somit vor auf die Straßenkämpfe am Tag X, an dem sie die von ihr verhasste Demokratie zu Fall bringen will. In seinem neuen Buch „Ihr Kampf“ beschreibt Robert Claus diese gefährliche Entwicklung und diskutiert, welche Gegenstrategien aus Zivilgesellschaft, Sport und Politik möglich und notwendig sind. Nach Veranstaltung im letzten Jahr organisiert von der Fachstelle gegen Rechtexremismus und Rassimus, soll diese Veranstaltung dazu dienen um einen Blick auf die aktuelle Situation im Ruhrgebiet (speziell Gelsenkirchen/Essen) werfen.

Eine Anmeldung unter veranstaltung@schalker-fanprojekt.de ist für den Erhalt der Zugangsdaten nötig.

Erste psychosoziale Online-Beratung für Fußballfans: Sozialarbeiter_innen helfen bei Alltags- und Suchtproblemen auf www.fan-support.de

Sozialarbeiter_innen von zehn Fußball-Fanprojekten in Nordrhein-Westfalen beraten ab sofort auf www.fan-support.de bei Problemen auf der Arbeit, in der Schule, in der Familie sowie mit Substanzkonsum, Suchterkrankung oder Glücksspielsucht. +++ Die Initiatoren möchten jugendliche Fans und junge Erwachsene in ihrer Lebenswelt erreichen. +++ Das Portal ist eine Initiative des Deutschen Instituts für Sucht- und Präventionsforschung (DISuP) der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) in Zusammenarbeit mit der Landesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte in NRW e.V. (LAG NRW e.V.).

Köln / Aachen / Bochum, 4. März 2022 – Die Expert_innen stehen den ratsuchenden Fußballfans anonym bei Alltags- und Suchtproblemen auf zwei Wegen bereit: Die Mail-Beratung ist jederzeit ohne Anmeldung möglich. Die Beratung per Chat findet nach Registrierung und vorheriger Terminbuchung auf dem Portal live statt. Zudem werden über das Portal Informationsveranstaltungen gestreamt: So findet am 22. März 2022 die Veranstaltung „Fußball – Ultras – Männlichkeit“ statt. Hintergrundinformationen zu Fankultur und Lebenswelt von Fußballfans gibt es unter dem Menüpunkt „Wissen“. Das Angebot wird fortlaufend erweitert. Die beratenden Sozialarbeiter_innen aus den Fanprojekten in Köln, Düsseldorf, Leverkusen, Aachen, Wuppertal, Gelsenkirchen (Schalke), Dortmund, Duisburg, Essen und Paderborn sind in motivierender Gesprächsführung sowie Onlineberatung geschult. Die Implementierung des Beratungsportals wird durch das Deutsche Institut für Sucht- und Präventionsforschung (DISuP) wissenschaftlich begleitet.

Read more…

Spurensuche

Während der Zeit des Nationalsozialismus hat sich der FC Schalke 04 nicht schützend vor seine jüdischen Mitglieder und Förderer gestellt. Im Gegenteil – manch einer aus den Reihen des S04 profitierte von der Entrechtung der Juden. Aus dieser dunklen Vergangenheit erwächst für Königsblau eine gesellschaftliche Verpflichtung.

Dieser Verantwortung stellt sich der Club nun schon seit mehr als zwei Jahrzehnten. Die Botschaft: Schalke steht für Menschlichkeit, Integration, Toleranz und Vielfalt ein. Das Projekt „Spurensuche – Jüdische Schicksale auf Schalke“ beschäftigt sich intensiv mit den Biografien der jüdischen Schalker. Es mahnt, dass es in einer Katastrophe endet, wenn die Feinde der Demokratie deren Werte  abschaffen.

Der Begleitband führt zu Orten, an denen Spieler, Sponsoren und Funktionäre des FC Schalke 04 einst mitten unter uns Gelsenkirchen lebten und Spuren hinterließen. Er leitet zu einem königsblauen Rundgang an, der abseits der Glanzlichter unseres Vereins liegt. Einem Rundgang, bei dem die Lebens- und Leidenswege der Schalker Juden im Mittelpunkt stehen.

Die „Spurensuche“ richtet sich insbesondere an Schülerinnen und Schüler aus Gelsenkirchen. Selbstverständlich aber auch an alle Schalker, denen die Erinnerung an die jüdischen Mitglieder der Vereinsfamilie eine Herzensangelegenheit ist und die bereit sind, neue Eindrücke und Fragen mitzunehmen.

Wer tiefer in die Thematik eintauchen möchte, findet auf der Homepage von Schalke 04 tiefer gehende Informationen. Sie ergänzen den Begleitband „Spurensuche“, den man auch beim Fanprojekt kostenfrei bestellen kann. Natürlich können Rückfragen auch direkt an uns gestellt werden!