17.02.2013

Übernachtungsfahrt nach München – ein Bericht

Gruppenfoto
Gruppenfoto
Müde und voller Hoffnung auf eine Schalker Überraschung machte sich am Samstag bereits gegen Sieben Uhr morgens der Reisebus auf den Weg nach München. Nach der anfangs noch eher schläfrigen Stimmung und einem anschließenden Film, sorgte das berühmt, berüchtigte Quiz für eine eher aufgeregte Stimmung. Ein selbstgedrehter zwanzig minütiger Einspieler versorgte die Jugendlichen mit dem nötigen Wissen rund um den S04, München, Bayern, fußballerische Höhepunkte und nicht zuletzt mit Vorwissen rund um den Besuch der KZ- Gedenkstätte Dachau am nächsten Tag, um die teils sehr kniffeligen 65 Quizfragen zu lösen.

Allerdings stellte sich knapp 200 Kilometer vor München heraus, dass das angepeilte Pizzaessen im Hostel vor dem Anstoß nicht mehr realisierbar ist. So kamen wir sehr Zeitig, aber nach fast Zehn Stunden Fahrtzeit an der Allianz-Arena an, wo sogleich der Gästeblock eingenommen wurde.

Das Spiel selber ist aus Sicht der Knappen wohl nicht weiter erwähnenswert. Lediglich der, trotz zeitigem Rückstand, ungebrochene Support der Nordkurve ist hier zu erwähnen und beeindruckte die Teilnehmer*innen nachhaltig.

Gegen 21 Uhr erreichten wir ziemlich durchgefroren das Haus International, wo als erstes die Zimmer bezogen wurden, um anschließend die bereits für den Nachmittag eingeplanten Pizzen wegzuputzen. Das Abendprogramm in der Jugendherberge konnten die Kids frei gestalten. Zur Verfügung stand ein Kickertisch, mehrere Billardtische und die hauseigene Diskothek, in der bei Cola und Apfelschorle schnell Kontakte zu Reisegruppen aus Irland und Italien geknüpft wurden. Ein eher kleiner Teil der Gruppe zog es allerdings vor das Sportstudio zu gucken.

Nach ausgiebigem Frühstück und mit eingepackten Lunchpaketen für den Rest des Tages, erreichte der Fanprojekt Bus die KZ-Gedenkstätte in Dachau, wo es darum ging, die Teilnehmer*innen über ein ganz dunkles Kapitel der deutschen Geschichte aufzuklären.

Gegen Elf Uhr wurde die Gruppe an der KZ-Gedenkstätte von der Kollegin des Fanprojekt München, Andrea Sailer, und Klaus Schultz, von der „Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau“, empfangen. In zwei Gruppen wurde die Reisegruppe durch das Gelände geführt und bekam fundierte Hintergründe zur Gedenkstätte, erschütternde Einblicke in die Lebenswelt der Häftlinge und welcher Willkür diese ausgesetzt waren. Besonders durch Beispiele persönlicher Schicksale wurde das erfahrene Leid sehr anschaulich dargestellt. Vom Dienstgebäude der SS führte der Rundgang durch das Lagertor mit der Inschrift „Arbeit macht frei“ auf den Appellplatz. Hier wurde sehr eingänglich der tägliche Wahnsinn beschrieben, dem die Insassen des Konzentrationslagers ausgesetzt waren. Die Dauerausstellung im ehemaligen Wirtschaftsgebäude zeigt detailliert die Entstehung, Weiterentwicklung und Vervielfältigung des nationalsozialistischen Lagersystems, sowie die Geschichte des KZ- Dachau explizit. Aber auch die Räumlichkeiten selbst boten einen Einblick in das Martyrium der Häftlinge. So waren viele Jugendliche besonders an den Ausstellungsstücken im „Schubraum“ und im „Häftlingsbad“ interessiert.

Bei der Ankunft im Lager nahm der so genannte Schubraum für die Häftlinge eine zentrale Rolle ein. Dies war der Ort, an dem die Gefangenen den gewaltsamen Verlust aller persönlichen Rechte, Gegenstände, Freiheiten und menschlicher Eigenständigkeit erlebten. Das „Häftlingsbad“ war die letzte Station der Einlieferungsprozedur. Dort wurden die neu Angekommenen kahlgeschoren, mussten in einem Fass mit brennendem Desinfektionsmittel untertauchen und wurden unter die Duschen geschickt. Im Anschluss daran wurde ihnen die gestreifte Häftlingskleidung zugeteilt.

Als nächstes ging es über den Bunkerhof in eben jenen Bunker, der genutzt wurde, um missliebige und unbequeme Häftlinge einzusperren, zu foltern oder zu ermorden. Besonders die „Stehzellen“, kleine Kammern, in denen die Gefangenen oft Tage in Dunkelheit stehend verbringen mussten, wurden hier als äußerst perfide Strafmaßnahme erläutert. Vom Bunker führte der Rundgang zu einem originalgetreuen Nachbau der Baracken. Im Inneren ist eine eine kleine Ausstellung mit einer Rekonstruktion der räumlichen Verhältnisse, in drei zeitliche Abschnitte unterteilt. Denn durch eine eklatante Überbelegung des Lagers von ursprünglich 5.000 auf am Ende über 30.000 Insassen, wurden auch die Baracken mehrfach verändert, so „dass so viele Menschen wie nur möglich hineingepfercht werden konnten“. Dementsprechend verschlechterten sich auch die Lebensbedingungen für die Häftlinge. Zudem gab es auch Baracken, die zu anderen Zwecken genutzt wurden. Neben einer Lagerbücherei, einer Produktionsstätte für die Rüstungsindustrie und einer Schreibstube, wurde vor allem der Häftlingskrankenbau im Laufe der Zeit immer mehr genutzt und vergrößert. Jedoch hauptsächlich um hier brutale Versuche an Menschen durch SS- Ärzte durchzuführen.

Über die Lagerstraße, die den Weg zwischen den ehemaligen Baracken erschließt, ging es vorbei an den religiösen Gedenkstätten zum Krematorium. Dieses diente zur Beseitigung der Leichen aus dem Konzentrationslager, wobei die Öfen in der Regel Tag und Nacht liefen. Gegen Ende des Lagers reichten die Kapazitäten des Krematoriums nicht mehr aus, so dass die amerikanischen Soldaten bei der Befreiung des Lagers „ auf unzählige Leichen, die im Krematorium lagen“ stießen.

Hier endete der Rundgang für beide Gruppen. Aufkommende Fragen und Gedanken wurden im Anschluss mit den jeweiligen Jugendlichen besprochen. Unser Dank gilt Andrea und Klaus für diesen sehr interessanten, erschreckenden und informativen Vormittag!

Die Heimreise wurde ohne Zwischenfälle in knapp Acht Stunden gemeistert, so dass man gegen 21:30 Uhr Gelsenkirchen erreichte.

Weitere Fotos von der Fahrt findet Ihr in unserer Galerie.

Die nächste Kids-on-Tour- Fahrt ist bereits geplant. Am 16.03.2013 geht es im Reisebus nach Nürnberg. Weiter Infos hierzu findet Ihr auf: www.schalker-fanprojekt.de