19.06.2012

Vortrag von Susanne Franke „Innenansichten von außen – Ukrainische Fußballkultur im Vorfeld der Euro 2012“

Am Sonntag vor dem Spiel gegen Dänemark besuchte uns Susanne Franke von der Fan Ini e. V und berichtete von ihren Erfahrungen im Rahmen des jährlich stattfindenden Eurofan-Turnier nach Lwiw, das unter einem antirassistischen Motto stand und in Kooperation mit Football against Racism (FARE) durchgeführt wurde, welches sie und eine 10-köpfige Gruppe von der Fan Ini 2009 besuchten. Die 27-stündige Reise in die Ukraine wurde mit einem polnischen Kleinbus angetreten. Insgesamt waren Teams aus 13 verschiedenen Nation beim Turnier anwesend. Es wurde viel gesungen, viel gelacht und hat allen sehr großen Spaß bereitet.

Die Kehrseite der Medaille erfuhren die Teilnehmer dann als als einige Karpaty-Lviv-Anhänger Naziparolen anstimmten, rassistische Botschaften präsentierten und die antirassistische Fahne eines mitspielenden Teams raubten. Erschreckende Erlebnisse für Susanne und ihre Mitreisenden:„Die Leute standen da teilweise mit Messern in der Hand.“ Im Jahre 2010 folgte ein weiterer Besuch in Kiew zudem sie von eingeladen wurden. Eine tolle Stadt mit vielen interessanten Sehenswürdigkeiten bekamen sie dort zu sehen. Der Eindruck wurde aber auch hier getrübt durch ein Erlebnis im Stadion von Dynamo Kiew. Dort wurden sie Zeuge wie der Ordnungsdienst Jugendliche aus dem Dnipro-Block holte und an zwielichtige Gestalten übergab, berichtet Susanne Franke. Dort wurden dann laut Susanne und ihren Freunden die Personen aufs übelste verprügelt so dass man Angst bekommen konnte, dass die Personen nicht mehr aufstehen würden. Diese Erlebnisse wurden auch dem Verein vor Ort mitgeteilt. Bis heute hat es keine Stellungnahme zu diesem Vorfall gegeben.

Pauschalieren dürfe man allerdings nicht und davon ausgehen das alle Fußballfans in der Ukraine Nazis oder Schläger wären. Es gibt auch in der ukrainischen Fanszene Gegenbewegungen, wie zum Beispiel die links orientierte Anhänger von Arsenal Kiew, die sich seit einiger Zeit organisieren. Das Problem ist die schwache Zivilgesellschaft samt Korruption und das Erbe des Sowjetsystems: der Hass auf Linke und das Misstrauen gegenüber politischen Strukturen, so Franke in ihrem Vortrag.

Zudem werden zur Zeit die EM-Besucher aus der Ukraine auch eher einen sehr positiven Eindruck aus der Ukraine mitnehmen. Alle sind sehr bemüht dass das Turnier ohne Probleme abläuft und Franke glaubt auch an einen positiven Ausgang. Aber nach der EM wird das Leben in der Ukraine weitergehen und die Chancen für eine Veränderung, auch in der Fankultur, sind da. Ihre Hoffnungen sind die neuen Kontakte die geknüpft werden und der Austausch. Für Susanne Franke und der Fan Ini e. V steht auf jeden Fall fest, sie werden wieder kommen und ihre bestehenden Kontakte weiter pflegen und für die Entwicklung der ukrainische Fankultur weiter mit Rat und Tat zur Seite stehen.